Heute mal ein konkreter Problemlösungsprozess.
Ausgangslage
Immer wieder diskutiere ich mit meiner lieben Freundin Hannah, ihrerseits Anglistikstudentin, über die bevorstehende CPE-Prüfung und so habe ich vor einiger Zeit auch mal erwähnt, dass ich in Vorbereitung für die Prüfung auch mal ganz intensiv phrasal verbs lernen möchte. Darauf ihre Frage: Wie bitte lernst du phrasal verbs? (Also Verben, die zusammen mit einer Präposition auftreten und in dieser Einheit eine neue Bedeutung bilden, die nichts mit der Grundbedeutung zu hat. Beispiel: to put up with = etw. aushalten, ertragen)
Gute Frage, dachte ich mir damals, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch keine konkreten Gedanken gemacht. Ich wusste nur, phrasal verbs kommen in der Prüfung vor und ich kenne 100%ig viel zu wenig. Daraufhin habe ich mir natürlich so meine Gedanken gemacht.
Denkprozess
Es gibt einige Übungsbücher zu phrasal verbs, zum Beispiel English Phrasal Verbs in Use Advanced, passenderweise gleich vom Cambridge Verlag. Mittlerweile habe ich das Buch auch zu Hause und es enthält verschiedene Kapitel mit Beispielsätzen und dann Übungsseiten zu den neugelernten Wörtern, Bedeutungen etc.
Die Übungen funktionieren super, man versteht immer alles sofort, aber natürlich sollten die phrasal verbs und im Speziellen natürlich ihre Bedeutung langfristig im Kopf bleiben. Und dabei kommt mir nun etwas zu Gute, das ich erst sehr spät kennen und lieben gelernt habe: die Lückentextfunktion von Anki!
Wer den Blog schon eine Zeit lang verfolgt, weiß, dass Anki mein Lieblingswerkzeug für die Vokabelarbeit ist. Ich lerne fast jeden Tag Vokabeln damit und kann so sicherstellen, dass ich ständig etwas, wenn auch nur ein wenig, wiederhole. Bislang habe ich allerdings immer nur mit den „normalen“ Kartentypen – also vorne und hinten jeweils beschriftet – gearbeitet. Ich wusste schon irgendwie, dass es sowas wie eine Lückentextfunktion gab, brauchte sie aber bislang nie und hatte mich daher auch nie damit beschäftigt.
Aber nun kam sie mir genau richtig, denn ich dachte mir, es bringt mir gar nichts, wenn ich auf die Kartekarte vorne ein phrasal verb isoliert drauf schreibe und dann hinten einfach die Übersetzung notiere. Alleine schon deshalb, weil es ja teilweise verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten gibt. Da kam mir die Idee, ich könnte ja die ganzen Sätze aus dem Übungsbuch notieren, in denen die phrasal verbs vorkommen. Damit wäre dann auch der ganze Kontext hergestellt. Aber was sollte ich dann auf der Rückseite vermerken bzw. was sollte abgefragt werden?
Problem gelöst
Und da war es dann nur noch ein kurzer Gedankenschritt zur Lückentextfunktion. Einmal kurz recherchiert und schon hatte ich meine ersten Lückentextkarten erstellt: Ich notiere ganz einfach einen Satz, der die Bedeutung des phrasal verbs klar macht und markiere das phrasal verb oder einen Teil davon als Lücke. Wenn es nicht ganz klar ist, auf welche Bedeutung sich das phrasal verb bezieht, schreibe ich auch noch eine deutsche Übersetzung dazu. Beim Lernen wird mir dann eine Lücke angezeigt und ich muss sie richtig füllen.
Weitergehende Überlegungen
Für mich ist diese Methode ideal, denn da ich ja ein bisschen schnell und schlampig lese, gehen mir oft Details wie diese kleinen Dinger, genannt Präpositionen, verloren. Mithilfe der Lückentextkarten kann ich gezielt die richtige Präposition abfragen – und das ganz noch im richtigen Kontext und nicht einfach isoliert.
Ein Hoch auf die Lückentextfunktion! Dadurch eröffnen sich beim Lernen ganz neue Möglichkeiten. Mittlerweile habe ich diese Funktion auch schon bei meinem Stapel „Englisch Kollokationen“ im Einsatz, wo ich ganz gezielt Wortverbindungen lerne. Vor allem bei so Wortgruppen, bei denen man sich denkt, eh klar, versteh ich eh, macht es für mich total Sinn, Teile der Wortgruppen nochmal abzufragen und dann merkt man, dass man die Kollokation zwar versteht, wenn man sie liest, aber aktiv noch gar nicht sauber bilden kann.
Generell für Englisch und eben speziell für phrasal verbs ist die Lückentextfunktion ein ideales Lerntool, denn bei dem weitreichenden Wortschatz von Englisch ist es einfach schwierig, mit 1:1-Übersetzungen zu arbeiten. Voraussetzung ist natürlich, dass man mit Anki arbeitet, aber gut, wenn ich so darüber nachdenke, könnte man das ja mit den guten alten Papierkarteikarten auch machen.
Ich habe die Lückentextfunktion jedenfalls erst vor kurzem entdeckt und bin schon gespannt, wie ich sie in Zukunft einsetzen kann. Dazu würde ich gerne eure Tipps und Erfahrungen hören. Welche Einsatzmöglichkeiten der Lückentextfunktion kennt ihr?