Wenn wir so die diversen Blogs im Internet verfolgen - es muss dabei auch nicht immer ums Sprachenlernen gehen - dann geht es ganz oft um Projekte. Auch ich habe auf diesem Blog das eine oder andere Projekt verfolgt bzw. mache das auch jetzt gerade. Ein Projekt, das ist eine gute Sache: Man setzt sich Ziele, schafft sich freie Zeiträume, strengt sich an und dann, wenn alles gut läuft, erreicht man sein Ziel.
Ein Projekt wird in der Literatur meist so charakterisiert, dass einen fixen Start- und Endpunkt gibt, ein definiertes Ziel erreicht werden soll und dass die Sache mehr oder weniger einmalig ist. Das ist auch alles gut so, ich persönlich bin ein großer Fan davon, sich Ziele zu setzen bzw. Vorhaben in konkreten Projekten zu formulieren. ABER…
(c) Niall Kennedy / Flickr / Creative-Commons-Licence
Da gibt es ein großes ABER! Es liegt in der Natur der Sache, dass Projekte sehr ernst genommen werden. Und das ist auch gut so. Schließlich sollen die gesetzten Ziele auch erreicht werden. Dementsprechend ackert man, setzt sich zur festgelegten Zeit hin, arbeitet das vorgesehene Pensum ab und die Zielerreichung, die schwebt immer so im Hinterkopf mit. Eigentlich lautet die große Frage eines jeden Projekts: Zielerreichung Ja oder nein. Oder noch drastischer formuliert: Scheitern oder Nicht-Scheitern - das ist bekanntlich die Frage.
So sehr ich selbst diesen Ansatz in jeder Lebenslage verteidige, ist mir in den letzten Wochen und Monaten auch immer mehr bewusst geworden, dass es noch etwas Anderes geben muss - etwas, bei dem es nicht nur um die Frage Scheitern oder Nicht-Scheitern geht. Etwas, dass ich nicht erreichen muss, weil mir schon der Weg dorthin soviel Spaß macht.
Zugegebenermaßen verfolge ich meistens Projekte, deren Umsetzung mir Spaß macht, aber trotzdem ist der Fokus doch auf das Endziel gerichtet. Und wenn man dann mal einen Tag keinen Lust hat und sich doch durch das Arbeitspensum kämpft, das man sich für heute eingeteilt hat, tja dann kann der Spaß schon oftmals auf der Strecke bleiben.
Besonders ist mir das beim Thema Sprachen bewusst geworden, denn, falls ihr es noch nicht wisst, ICH LIEBE SPRACHENLERNEN :), und das macht mir auch einfach verdammt viel Spaß. Aber irgendwann geht es dann auch um einen gewissen Grad an Professionalisierung: Ich bin ja auch als Sprachdienstleisterin tätig und auch hier auf dem Blog möchte ich doch über interessante Dinge berichten. Und wenn das Hobby oder die Leidenschaft zum „Beruf“ wird, tja, dann ist es eben nicht mehr immer nur Spaß.
Eine Professionalisierung meines Sprachenlernens ist aufgrund meiner Berufsentscheidung grundsätzlich einfach notwendig. Dadurch ist mir aber umso bewusster geworden, wie wichtig es für mich daher ist, bewusst auch den Spaßfaktor einzubauen. Und das kann ich ganz einfach durch Spaßprojekte machen.
Spaßprojekte dürften sich eigentlich gar nicht Projekte schimpfen, denn sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen bestimmten Endpunkt haben, kein höheres Ziel definiert haben und eigentlich auch keinen bestimmten Zweck verfolgen. Es sind einfach Sachen, die Spaß machen. Sio wie Schokolade essen: Das ist eigentlich auch total sinnlos, aber einfach sooooooo gut
Und wie holt man sich mehr Schokolade ins Sprachenlernen? Ich habe versucht, mich daran zu erinnern, WAS mir beim Sprachenlernen so viel Spaß macht. Dabei sind mir ein paar Dinge wieder ganz bewusst geworden. Beispielsweise liebe ich es, wenn ich in eine neue Sprache tauche, einzelne neue Wörter oder Grammatikstrukturen entdecke und dann irgendwann später wieder die gleichen Wörter höre oder sehe und sie verstehe. Obwohl ich die Sprache ja gar nicht „spreche“. Aber sobald man von sich selbst sagt, man lernt oder spricht eine Sprache, dann hat man gleich so ein Meßdingsbums anhängen, mit dem man sich selbst bewertet oder von anderen bewertet wird. Was, du lernst Türkisch? Verstehst du den Kebab-Verkäufer? Habe ich jetzt B1-Niveau oder ist es doch erst A2? Hilfe, ich verstehe den Fahrgast neben mir im Bus nicht, der auf Russisch telefoniert! Warum nicht, ich lerne es doch schon seit xxx-Zeit???
Ziemlich spaßraubend. Deshalb habe ich was ganz einfaches gemacht. Ich habe angefangen, einige Sprachen nicht zu lernen, aber mit ihnen herumzu….. ich weiß kein gutes Wort, vielleicht spielen? Ganz nach meinem Motto „Spaß mit Sprachen“ habe ich einfach mal die Duolingo Kurse Dänisch, Türkisch und Irisch angefangen. Bei meinem Assimil-Buch Swahili bin ich schon bei Lektion 4 und beim Arabischbuch bei Lektion 2. Warum? Einfach so - weil ich Lust habe! Was ich kann? Wahrscheinlich Null. Aber wenn ich mal am Wochenende ein paar Stunden Zeit habe, schmeiß ich mich auf die Couch und spiele ein bisschen Duolingo. Mir machts Spaß, ich muss nichts können, denn ich lerne ja die Sprachen nicht und was dabei herauskommt ist egal. Also genauso sinnlos wie fernsehen oder Krimis lesen Aber das ist ja das Schöne an Hobbies: Man soll sich einfach nur entspannen!
Also meine lieben verrückten Sprachenfreunde! Mehr Mut zu Spaß mit Sprachen und ein Plädoyer für mehr „Schokolade“ beim Sprachenlernen! Was sind eure ganz persönlichen Spaßprojekte, die ihr einfach nur so, ohne bestimmten Grund für euch habt? Ich freue mich auf eure Kommentare!