Die heimatlichen Wurzeln und vielfältigen regionalen Produkte mit dem Geschmack der Ferne zu kombinieren, das ist das Ziele des Restaurants Maerz & Maerz. Wie konnte ich bei dieser spannenden Philosophie einer Einladung über die Grenzen Stuttgarts hinaus nach Bietigheim-Bissingen also nicht folgen?!
Der holzvertäfelte Gastraum begrüßt mich mit klassisch gedeckten Tischen, asiatischen Teelichtern und dezenter musikalischer Untermalung. Zum Start serviert der zuvorkommende Service einen erfrischenden selbst gemachten Eistee aus grünem Tee und Ananas. Danach entscheide ich mich für einen Winzersekt, der sehr fruchtig daher kommt. Hier wird auf Details Wert gelegt. Das merkt man sowohl an den wunderschönen Tellern und Schüsseln als auch an dem Erfrischungstuch, das unter der Zugabe von Wasser auf magische Weise zu wachsen beginnt.
Im Restaurant Maerz & Maerz wird auf Details Wert gelegt.
Bereits der erste Gruß aus der Küche überzeugt durch eine sehr interessante Kombination aus Wassermelone und Curry. Die erfrischende Melone passt erstaunlich gut zum intensiven Currygeschmack.
Darauf folgen zwei kleine Limettenstücke mit Zander, die mich stark an Ceviche erinnern. Die Schale kann man bei diesem Gericht mit essen und sie liefert einen leicht bitteren Geschmack. Dieser dominiert den Gang und wird durch die Säure der Limette sowie den zarten Fischgeschmack ergänzt.
Eine schmackhafte selbstgemachte Kräuterbutter und Haselnuss-, Oliven- sowie Bauernbrot begleiten die nun folgenden Vorspeisen. Vor allem die super Brotauswahl überzeugt mich hier.
Als Ergänzung für die Vorspeisen wird ein Riesling von der Mosel in mein Glas gefüllt. Er ist fruchtig und super lecker! Dem kundigen Service kann man die Weinauswahl wirklich getrost überlassen.
Das Spiel mit den unterschiedlichen Konsistenzen gelingt Benjamin Maerz wunderbar.
Dann geht es auch schon weiter mit einer Kombination aus Austern und Morcheln. Das Spiel mit den unterschiedlichen Konsistenzen gelingt hier wunderbar. Knackig süßliche Erbsen, weiche Morcheln, knusprige Streusel und eine vollmundige aromatische Austernvinaigrette zeigen, warum sich dieses Restaurant einen Stern des Guide Michelin erkocht hat.
Nach dem wirklich überzeugenden Start ins Menü, gibt es dann Stachelmakrele. Das Gericht ist perfekt auf die Jahreszeit und die momentanen Temperaturen abgestimmt und sehr erfrischend. Das feste Fleisch der Makrele passt perfekt zur zarten Garnele, dem aromatischen Gurkengranita und den erdigen nicht zu scharfen Radieschen. Abgerundet wird das Geschmackserlebnis durch den Sesam und die Vinaigrette aus Mandelmilch.
Im nächsten Gang zeigt Maerz was er meint, wenn er regionale Gerichte mit den Geschmäckern der Ferne kombiniert.
Im nächsten Gang zeigt Maerz was er meint, wenn er regionale Gerichte mit den Geschmäckern der Ferne kombiniert.Die sauren Rädle, die ein klassisches schwäbisches Nachkriegsgericht sind, werden normalerweise mit Speisekartoffeln zubereitet. Hier bekommt nun die Süßkartoffel ihren großen Auftritt. Sie bildet die Basis des Gerichts, dass dann durch eine scharfe Wasabisauce, Rettich, Zwiebeln und Postelein ergänzt wird. Im Vordergrund steht geschmacklich die Schärfe. Die unterschiedlichen Konsistenzen sind ein weiteres mal super aufeinander abgestimmt. Knusprig, cremig, fest und weich – alles ist auf dem Teller zu finden und ergänzt sich perfekt.
Als zweiten Weißwein wird ein etwas schwefelhaltigerer gewählt, der anstatt auf Eis im Temperierschrank zwischengelagert wird. So kann die exakte Temperatur des Weines besser kontrolliert und sichergestellt werden, dass der Geschmack sich voll entfalten kann.
Der schimmelgereifte Schweinebauch ist butterzart und schwimmt in einer aromatischen Pho.
Als Zwischengang wird ein schimmelgereifter Schweinebauch serviert. Er ist butterzart und zerfließt förmlich im Mund. Darauf findet sich knackiger Kohlrabi. Das Ganze ist in einem würzigen Pho platziert. Die typische vietnamesische Suppe ist hier zudem mit Sternanis und Zimt gewürzt. Auch an diesem Gang lässt sich partout nichts aussetzen und vor allem die würzige Pho würde ich mir öfter zum Abendessen wünschen.
Zum Neutralisieren des Mundes und zur Erfrischung wird ein Litschigranit mit Kumquat, Tonicschaum und Matchatee serviert. Das Litschigranit ist sehr aromatisch. Die Mischung aus Tonicschaum und Matcha verleiht dem Ganzen eine starke bittere Note. Ich schätze es sehr, dass bei Maerz & Maerz mit der gesamten Geschmackspalette gespielt wird. Die bisherigen Gänge zeigen, dass der Küchenchef keine Angst davor hat auch scharfe und bittere Noten in seine Gerichte mit einzubinden. Genau das ist es was in manch anderen Restaurants zu weilen fehlt. Der Mut den Gast auch mit diesen Geschmacksnuancen zu überraschen.
Die zarte Ochsenschwanzpraline ist mein Highlight des Hauptgangs.
Zum Hauptgang wird mir ein körperreicher Rotwein serviert, der überraschend leicht ist, da er nicht im Holzfass reifte. Auf den Teller kommt ein Zwischenrippenstück vom Weiderindes, das perfekt gegart ist. Dazu wird eine aromatische, zarte Ochsenschwanzpraline gereicht, die mein Highlight bei diesem Gericht ist.
Auch der Nachtisch überrascht durch unterschiedlichste Komponenten. Eine weiße, intensive Schokoladenpraline, die süßliche Jackfrucht aus Südostasien, eine säuerliche Sauce und das cremige Schokoladen-Kokos Eis ergänzen sich super. Obwohl ich ein großer Nachtisch-Liebhaber bin, überrascht mich dieser Gang jedoch weniger wie die vorherigen.
Der zweite süße Abschluss ist ein Creme mit fruchtigen Ananas und einem Schokobrownie. Wie ich es bei Mehrgängigen Menüs liebe ist dann trotzdem noch nicht Schluss. Es gibt für den kleinen Hunger (der nach einem solchen Menü eigentlich nicht mehr da ist) ein leckeres Schokomacaron und eine weiße Schokoladenpraline.
Insgesamt würde ich jederzeit wieder eine kleine Reise nach Bietigheim-Bissingen auf mich nehmen um mich bei Maerz & Maerz verwöhnen zu lassen. Das mutige Spiel mit den unterschiedlichen Geschmacksnoten und Konsistenzen hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Außerdem verfolgen die beiden sympathischen Brüder selbstbewusst ihren ganz eigenen Weg der Sterneküche. So werden sie bald wieder die Koffer packen, dem Fernweh nachgeben und sich von fremden Geschmäckern inspirieren lassen. Danach bringen sie hoffentlich wieder viele leckere Ideen mit und lassen uns so sowohl Heimweh aus auch Fernweh spüren.