Das Motto „Alle an einem Tisch – gemeinsam wird gegessen!“ ist im Reiskorn in Stuttgart Mitte Programm. Beim Betreten des kleinen Gastraums fällt einem sofort die außergewöhnliche Tischaufteilung ins Auge. In der Mitte des Raumes stehen mehrere große Tische, die durch Kleinere an den Seiten ergänzt werden. Unterschiedliche Gruppen werden gemeinsam an den großen Tischen platziert. Der Raum ist bunt dekoriert, die Wände strahlen in sattem Grün, auf den Tischen stehen bunte Teelichter und asiatisch anmutende Dekoobjekte. Die Kellnerin begrüßt uns mit einem strahlenden Lächeln und organisiert im randvollen Restaurant doch noch eine Platz für uns. Reservieren ist hier wohl trotzdem Pflicht. Wir setzen uns an einen der dunklen Holztische und bewundern die wunderschönen Kupferlampen, die von der Decke baumeln.
Die Karte hat ebenfalls einen Slogan: „Küche auf Reisen“. Das passt! Die Gerichte entstammen zum großen Teil der Fusionsküche. Diese Art des Kochens kombiniert landestypische Zutaten und Gerichte aus unterschiedlichen Regionen. In der Speisekarten finden sich daher asiatisch angehauchte Gerichte, neben regionalen eher deutschen Speisen. So wird also der Versuch unternommen die asiatische und europäische Küche zu kombinieren.
Bei den Getränken legt das Team großen Wert darauf, diese von Lieferanten aus der Region zu beziehen und durch kurze Vertriebswege die Umwelt zu schonen. Sehr lobenswert! Wir entscheiden uns für eine Mango-Maracuja Lassi und eine hausgemachte Limonade mit der Geschmacksrichtung Lavendel-Vanille.
Als Vorspeise soll es Rote Beete in Sesampanade mit karamellisiertem Ziegenkäse geben. Danach freuen wir uns auf ein herbstliches Rocket-Pock Pock. Hinter diesem süßen Namen verbirgt sich ein gegrilltes Hühnchen-Saltimbocca mit Curry-Aioli auf buntem Salat und gerösteten Kürbiskernen. Außerdem bestellen wir eine kross gebackene Entenbrust auf Hagebutten-Chilisalsa mit Brokkoliröschen und hausgemachten Kürbis-Thymianknödeln.
Super schnell und mit einem weiteren Lächeln der Kellnerin stehen auch schon unsere Getränke auf dem Tisch. Die Lassi ist dickflüssig und hat einen joghurtlastigen Geschmack mit einem Hauch von Mango-Maracuja. Sicher ein gutes Getränkt um scharfe Gerichte zu begleiten. Ein richtiger Knaller ist aber die hausgemachte Limonade. Sie punktet mit einem süßlichen Geschmack bei dem mit den Komponenten Lavendel und Vanille ausgewogen umgegangen wurde. Außergewöhnlich und sehr lecker.
Die Vorspeise wird auf einer ansprechenden Schieferplatte serviert. Die lauwarme rote Beete ist mit dunklen und hellem Sesam paniert, der dem Ganzen etwas Krossheit verleiht. Auf den drei rote Beete Scheiben thront der karamellisierte Ziegenkäse. Hier hat es der Koch geschafft eine wirklich knusprige und feste Karamellschicht zu zaubern. Diese passt perfekt zum cremigen und geschmackvollen Ziegenkäse. Ein stimmiges und sehr leckeres Gericht.
Das Hähnchen Saltimbocca und die kross gebackene Entenbrust haben hingegen Höhen und Tiefen. Das Hähnchen ist gut gebraten und die Kombination mit Speck und Salbei sehr klassisch. Jedoch ist es leider nur lauwarm und hätte noch etwas Wumms vertragen können. Mit dem Salat kämpfen wir leider, da die Blätter viel zu groß sind. Ein klarer Pluspunkt ist die Auswahl an selbstgemachten Essigsorten, die uns in Flaschen serviert werden. Sowohl der Mango- als auch der Himbeeressig verleihen dem Gericht nochmal einen besonderen Dreh. Am meisten überzeugt uns die Curry Aioli – würzig, cremig, intensiv.
Die Ente ist außen kross und innen saftig, so wie wir es mögen. Die Hagebutten-Chilisalsa ist süßlich und passend, aber geschmacklich hätten wir die einzelnen Zutaten nicht herausschmecken können. Der Brokkoli ist gedünstet und etwas fad. Das Gericht wäre auch ohne diese Gemüsebeilage gut gewesen. Vor allem die Kürbis Thymian Knödel überzeugen nämlich auf ganzer Linie. Ihr Konsistenz ist weder zu hart noch zu weich. Außerdem schmecken sie hervorragend intensiv nach Kürbis mit einem Hauch von Thymian. Wir freuen uns über eine so gelungene Interpretation eines Klassikers.